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„Mehrwert Mensch“ Bewerbung der Stadt Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025

Der Weg ist das Ziel! – Vertreter der Stadt Chemnitz und der Industrie diskutieren Potenziale einer Bewerbung.

Schafft es Chemnitz, sich von einer Stadt in Europa zur einer europäischen Stadt zu entwickeln und welche Rolle spielen die Menschen dabei?
Um gemeinsam diese und weitere Fragen zu diskutieren, fanden sich am Abend des 25. Januar Vertreter der Industrie, Kultur und Verwaltung im Hotel Chemnitzer Hof zusammen. Sie sprachen über die Potenziale, die die Bewerbung und der damit verbundene Prozess mit sich bringt.
Dass dieser Prozess kein Sprint, sondern eher ein Langstreckenlauf werde, betonte die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig in ihrem einführenden Vortrag. Wichtig sei es vor allem, viele Bürger der Stadt dafür zu begeistern und mitzunehmen. Mit der Bewerbung wolle man zeigen, wie Chemnitz die vielen Brüche, die die Stadt in den vergangenen 100 Jahren erlebt hat, aus eigener Kraft erfolgreich gemeistert habe. Dies sei durchaus bespielhaft in Europa und könne anderen europäischen Städten als Modell dienen.
Man wolle den Bewerbungsprozess nutzen, um Orte zu entschlüsseln, Emotionen für Einwohner und Besucher freizulegen und sie den Europäern zurückzugeben, erläuterte Kulturbetriebsleiter Ferenc Csák, der die Bewerbung koordiniert. Dabei versuche man zu zeigen, wie und warum sich Städte verändern und welche gesellschaftlichen Prozesse damit verbunden sind. Es gehe keinesfalls darum, perfekte Lösungen zu präsentieren. Im Gegenteil, man scheue sich nicht, die noch blinden Flecken zu zeigen, so Csák.
Ähnlich hatte sich der aktuelle Vorsitzende der EU-Jury, Dr. Ulrich Fuchs, kurz zuvor bei seinem Besuch in Chemnitz geäußert. Ziel der Jury sei es nicht – und dabei nutzte er in Anlehnung an das einstige Aschenputtel-Image von Chemnitz die Symbolik der Märchenbilder – „einer Prinzessin ein weiteres Krönchen aufzusetzen, sondern einen Frosch an die Wand zu werfen, um zu sehen, was daraus wird.“ Eine authentische Bewerbung, die alle Lebensbereiche einbeziehe, sei für das Weiterkommen Voraussetzung, betonte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig.
Neben Chemnitz beabsichtigen weitere neun Städte – darunter auch die sächsische Landeshauptstadt –, zum Ende des kommenden Jahres ihre Bewerbung einzureichen. Anschließend trifft die deutsche Jury eine Vorauswahl, die darüber entscheidet, welche Städte ihre Bewerbung weiterentwickeln dürfen.
Prof. Dr. Udo Bechtloff, Präsident des Industrievereins, zeigte sich vom Vorhaben angetan. „Die Industrie muss innovativ sein, um zu bestehen. Dafür braucht sie ein innovatives Umfeld mit kreativen Menschen, die Ideen generieren.“ Unterstützt wurde er von Dr. L. Sebastian Meyer-Stork, Vorstandssprecher des Forum Tiberius, und von Vizepräsident Frank Riemer-Keller, der empfahl, Defizite zu erkennen und diese dann gemeinsam mit großer Beteiligung aller und voller Kraft anzugehen.
Man brauche Visionen und den Mut, sie umzusetzen, um Orte zu verändern. Dazu müsse man über den Tellerrand schauen und sich mit anderen europäischen Städten auseinandersetzen, empfahl Ferenc Csák.
Der 43-Jährige weiß, wovon er spricht. Er hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Kulturhauptstadtbewerbung der ungarischen Stadt Pécs im Jahr 2010. Was aus dieser Stadt geworden ist, könne man nicht in Worte fassen, so der gebürtige Ungar.
Für die Chemnitzer Bewerbung gab er sich optimistisch. Die Stadt, die seit dem 19. Jahrhundert spiegelbildlich für die europäische Geschichte stehe, habe die DNA einer Kulturhauptstadt. Jetzt komme es auf die Menschen an, die den Weg gemeinsam beschreiten. Sie müssen den Titel wollen. Denn Kulturhauptstadt wird man nur gemeinsam.

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