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FORUM INDUSTRIEVEREIN Industriekultur als Alleinstellungsmerkmal

Am 03. April 2014 lud der Industrieverein Sachsen 1828 e.V. zu seiner öffentlichen Veranstaltungsreihe FORUM INDUSTRIEVEREIN zum Thema „Industriekultur als Alleinstellungsmerkmal“ in das historische Pumpwerk eins ein.

In seiner Eröffnungsrede wies der der Präsident des Industrievereins Sachsen 1828 e.V., Prof. Dr. Hans J. Naumann, darauf hin, wie wichtig der Auseinandersetzung mit dem oft kontrovers diskutierten Begriff der Industriekultur sein und stellte den Gästen Projekte des Industrievereins zu diesem Thema vor.

So habe der Industrieverein beispielsweise ein Konzept entwickelt, welches vorsieht, bis 2018, dem Jahr der sächsischen Industriekultur, eine sächsische Route der Industriekultur aufzubauen. Das entsprechende lokale Modell werde in den nächsten Monaten in Chemnitz entwickelt und könne dann auf andere sächsische Städte und Regionen übertragen werden. Die jeweiligen Knotenpunkte würden anschließend zu einer sächsischen Route verbunden und diese schließlich an die Europäische Route angeknüpft, so Naumann.

Auch Herr Dr. Dirk Schaal, Koordinator Sächsische Industriekultur, betonte in seinem Vortrag, dass die sächsische Identität maßgeblich durch die Industriekultur geprägt werde und deshalb ein wichtiges Thema des Freistaates Sachsen sei. Die enge Zusammenarbeit der Akteure und der Einbeziehung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in den Diskurs stellen für den Koordinator die zentralen Erfolgsfaktoren dar.  

Dass sich die Industriekultur tatsächlich zum Alleinstellungsmerkmal einer Region entwickeln könne, zeigte Herr Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Direktor der Stiftung Ruhr Museum, eindrucksvoll in seinem anschließenden Vortrag.

Die Geschichte der Industriekultur im Ruhrgebiet skizzierte er anhand von fünf Phasen, die die Entwicklung von den anfänglichen Anzeichen des Umdenkens bezüglich der Denkmalpflege und dem daraufhin folgenden staatlichen Handeln über die Entstehung eines neuen Geschichtsbewusstseins sowie einer neuen Identität bis hin zur Steigerung des kulturellen Selbstbewusstseins der Region durch Essens erfolgreiche Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ aufzeigten.

Die fünfte, noch ausstehende, Phase beziehe sich laut Borsdorf jedoch auf die Aufgaben der Gegenwart, zu denen u.a. die Stabilisierung der Industriekultur zu einem Hauptmerkmal der Region sowie ihr Übergang zur Imagebildung, zur Tourismuswirtschaft, aber auch ihre Verankerung als Thema der Kulturwissenschaften zählen. In seinem Schlusswort plädierte der Historiker dafür, den etwas rostigen Begriff der Industriekultur zu modernisieren und ihn in die Gegenwart hinein zu verlängern, ohne jedoch die immaterielle Seite der Geschichte aus dem Auge zu verlieren.

                       
In der anschließenden Podiumsdiskussion setzten sich Dr. Micaela Schönherr, Geschäftsführerin der NILES-SIMMONS Industrieanlagen GmbH, Lars Fassmann, Vorstand der Chemmedia AG, Prof. Dr. Helmuth Albrecht, Professor für Technikgeschichte und Industriearchäologie an der TU Bergakademie Freiberg, sowie Prof. Dr. Ulrich Borsdorf mit zentralen Fragestellungen des Themas auseinander.

So trat Industrievereins-Vizepräsidentin, Dr. Micaela Schönherr, für einen vorwärtsgerichteten Begriff der Industriekultur ein, der eine offene und tolerante Geisteshaltung impliziere. Das daraus entstehende innovationsfreundliche Klima habe bereits im 19. Jahrhundert viele Industriepioniere, z.B. Richard Hartmann und August Horch, nach Sachsen gezogen

Lars Fassmann, der schon mehrere Chemnitzer Altbauten vor dem Abriss bewahrte und mit viel Kreativität neue Nutzungsmöglichkeiten für diese Gebäude fand, betonte die Notwendigkeit eines vorangehenden gesellschaftlichen Diskurses und der Zusammenarbeit vieler Akteure, um gemeinsame Ziele verwirklichen zu können.

Diesen vorangehenden Diskurs verlangte auch Prof. Dr. Helmuth Albrecht. Man könne nicht alles erhalten, aber man brauche einen Plan, der festlegt, was wichtig sei, forderte der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates für Industriekultur in Sachsen abschließend.

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