Erste Mitteldeutsche Compliance Konferenz
Mit der Veranstaltung wolle man einen wichtigen Impuls für die Unternehmen der Region zu geben, betonte Frank Riemer-Keller, Vizepräsident des Industrievereins in seinen einleitenden Worten. Viele Geschäftsführer und Vorstände mittelständischer Unternehmen ließen sich zuweilen von der Annahme verleiten, dass sich alle Unternehmensbereiche noch ohne weitere Maßnahmen überblicken lassen. Dieser Trugschluss verhindere jedoch eine dem gebotenen Umfang angemessene Ausgestaltung des Compliance Managements.
Dem schloss sich der Präsident des Dresdner Gesprächskreises, Michael von Bronk, an. Es gehe dabei nicht nur um die Kenntnis der Regeln, sondern auch um die Bereitschaft danach zu handeln. Mit der Konferenz wolle man neben der Theorie auch praxisnahe Möglichkeiten und Ansätze aufzeigen, die für kleine und mittelständische Unternehmen praktikabel, effizient und finanzierbar seien.
Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter der TU Chemnitz, Dr. Georg Brüggen, betrachtete das Thema zunächst aus wissenschaftlicher Sicht, bevor Vertreter der eureos GmbH, die einzelnen Schritte beim Aufbau eines Compliance Management Systems erläuterten. Sie plädierten dafür, solch ein System nicht erst nach einem Verstoß im Unternehmen einzuführen.
Voraussetzung für dessen Einrichtung sei eine strukturierte Risikoanalyse, innerhalb derer die potentiellen Risiken – wie z.B. Korruption, Diebstahl, Spesenabrechnungen, Arbeitszeiten, Mindestlohn – festgestellt, identifiziert und nach Schadenspotential bewertet werden.
Im Anschluss gelte es Verantwortlichkeiten und Maßnahmen festzulegen, sie z.B. in Schulungen zu kommunizieren und zu dokumentieren. Letzteres sei vor allem deshalb wichtig, um bei Compliance-Verstößen eine Entlastung des Geschäftsleiters zu erzielen.
Um diesen Nachweis zu führen, müsse belegt werden, wer, zu welchem Compliance-Thema, wann, durch wen, mit welchen Inhalten und Unterlagen, wo und wie lange geschult worden sei, betonte Danilo Friedrich, Partner der Steuergesellschaft eureos. Hier seien gerade in kleineren und mittelständischen Unternehmen innovative Ideen und Kreativität gefragt, die ein Compliance Management System hervorbringen, das auf das jeweilige Unternehmen angepasst sei.
Diesem Anspruch wurde die Chemmedia AG, ein Chemnitzer Software-Unternehmen, gerecht und wurde dafür am Abend mit dem Mitteldeutschen Compliance Preis 2015 geehrt.
Dem Unternehmen sei es auf eine vorbildhafte und innovative Weise gelungen, ein zu Ende gedachtes und nachhaltiges Compliance Management System aufzubauen, betonte Laudator Prof. Dr. Andreas Schubert, Prorektor der TU Chemnitz und Jurymitglied.
Das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern, das 370 Kunden mit mehr als neun Millionen Lernenden in 38 Ländern betreut, arbeitet mit sensiblen Personalstammdaten. Dabei ist vor allem die Einhaltung des Datenschutzes wichtig. Über eine App, die jeder auf dem Computerbildschirm hat, werden alle Mitarbeiter in das Compliance Management System einbezogen. Die Geschäftsleitung kann dabei kontrollieren, ob Mails gelesen und verstanden werden
Die Chemmedia habe damit ein passfähiges, schlankes und pragmatisches, aber dennoch umfassendes Compliance-System entwickelt, welches das gesamte Unternehmen durchdringe und alle Mitarbeiter sensibilisiere. Es sei attraktiv und mache ein eigentlich trockenes Thema erlebbar, so Schubert. Darüber hinaus habe es die Chemmedia als Software-Unternehmen verstanden, aus einer internen Lösung ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. (kh)
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.mitteldeutscher-compliance-preis.de
Fotos: TU Chemntz / Steve Conrad
Ort: Hotel Chemnitzer Hof